Sind stolz, dass James Joyce aus Salzburg zu Besuch nach Raitenhaslach kam, um den Most Hans und sein kurioses Schwemmholz-Museum zu besuchen v.l. Franziska Strebl, Erster Bürgermeister Florian Schneider, Ortsheimatpfleger Wolfgang Hopfgartner, Stadtarchivarin Eva Gilch, Christin Moll Leitung Stadtbibliothek, Fotocredit: Stadt Burghausen/köx

Sind stolz, dass James Joyce aus Salzburg zu Besuch nach Raitenhaslach kam, um den Most Hans und sein kurioses Schwemmholz-Museum zu besuchen v.l. Franziska Strebl, Erster Bürgermeister Florian Schneider, Ortsheimatpfleger Wolfgang Hopfgartner, Stadtarchivarin Eva Gilch, Christin Moll Leitung Stadtbibliothek, Fotocredit: Stadt Burghausen/köx


James Joyce und der Most Hans

 

Der irische Schriftsteller war in Raitenhaslach – jetzt erinnert eine Gedenktafel an seinen Besuch beim Most-Hans und des „Salzach Museums“ mit eigenartigen Schwemmhölzern nebst kuriosen Bezeichnungen – Raitenhaslacherin Franziska Strebl hat den Anstoß dazu gegeben

 

Burghausen. James Augustine Aloysius Joyce war ein irischer Schriftsteller. Besonders seine Werke Dubliner, Ulysses und Finnegans Wake verhalfen ihm zu großer Bekanntheit. Als James Joyce im Juli und August 1928 sechs Wochen mit seiner Frau Nora Barnacle in Salzburg verbrachte, ergab es sich, dass er nach Raitenhaslach kam, um beim „Most Hans“ einzukehren und v.a. ein kurioses Museum an der Salzach zu besuchen. Diese Tatsache kann man nun dank dem guten Archiv von Ortsheimatpfleger Wolfgang Hopfgartner, den Erkenntnissen von Historikerin und Stadtarchivarin Eva Gilch zum Joyce-Besuch aus dem Jahr 2008, der Stadt Burghausen und der Ideengeberin und Raitenhaslacherin Franziska Strebl auf einer Tafel am Treidelweg nachlesen.

Tafel an der Salzach Gries 18 Raitenhaslach
Tafel an der Salzach Gries 18 Raitenhaslach

 

Aber jetzt Mal der Reihe nach:

Offenbar hatte der namhafte Schriftsteller, der er zur damaligen Zeit bereits war, von der Ausflugsgaststätte Pinzinger am Ufer der Salzach in Raitenhaslach gehört. Diese Gaststätte im Gries Nr. 18 in Raitenhaslach direkt am Salzachweg war bekannt als der „Most Hans“, da sein Eigentümer Johann Pinzinger Hans gerufen wurde. Hans Pinzinger indes war ein sehr erfolgreicher Obstbauer (60 verschiedene Sorten). Er kelterte aus seinen Früchten diverse Weine und Moste, die er in seinem traumhaften Obst- und Blumengarten mit Kegelbahn direkt an der Salzach (heute Treidelweg) feil bot. 1908 wird Johann Pinzinger 2. Vorsitzender des neu gegründeten Obstbauvereins in Raitenhaslach. 1928 kaufte er zudem die Raitenhaslacher Seilfähre über die Salzach, die er direkt an sein Anwesen verlegte. Ob James Joyce von Salzburg kommend mit ihr übergesetzt ist, oder ob er auch Burghausen besucht hat, ist nicht überliefert.

 

Burghauser, aber auch Besucher von weiter her, kamen, um beim „Most Hans“ zu essen und zu trinken. Und sie kamen, um sein kurioses „Salzach Museum“ anzusehen. Johann Pinzinger hat nämlich seitlich an seiner Schänke besonders auffällige Schwemmholzstücke gesammelt, die er dort gut sichtbar präsentierte. Der Wirt gab den 54 Holzstücken besondere Bezeichnungen wie etwa „Der linke Fuß von Kaiser Karl aus dem Untersberg“ oder „Ein Brettl, wies manche Leut vor dem Kopf tragen“, „Das Herz, das in Heidelberg verloren ging“ oder „Der letzte Stockzahn der Bergsennerin von der Hinterstoißer Alm“. Ortsheimatpfleger Wolfgang Hopfgartner hat in seinem umfassenden Archiv ein Foto des „Salzach Museums“. Auch in den Archiven von James Joyce fand man Bilder dieser „Holz-Ausstellung“ in Raitenhaslach. Was belegt, dass er tatsächlich dort war. Die Fotos hat Schriftsteller Joyce nicht selbst gemacht, er wurde von einem Salzburger Fotografen namens Adolph Johannes Fischer begleitet.

 

An der Stelle, wo einst der „Most Hans“ und sein skurriles „Salzach Museum“ standen, steht seit Kurzem eine Gedenktafel am Treidelweg unterhalb des Klosters. Die Tafel erläutert die Verbindung von der Most-Schänke zu James Joyce. Geschrieben von Historikerin Eva Gilch, mit Bildern aus dem Archiv Wolfgang Hopfgartners. Angestoßen hat das Aufstellen der Tafel die Raitenhaslacherin Franziska Strebl, die in München Kunstgeschichte studiert und ebenfalls schon Praktikantin bei Eva Gilch im Stadtmuseum war. „Mein Onkel Hubert Pfingstl hat immer erzählt, dass James Joyce schon Mal in Raitenhaslach war und ich dachte mir, das muss man wissenschaftlich fundiert und öffentlichkeitswirksam bewerben. Ich meine, so eine Autoren-Berühmtheit war schon in unserem Dorf, das gibt’s ja gar nicht“, sagt Franziska Strebl. Ihre eigene Familiengeschichte hat sogar etwas mit dem „Most Hans“ zu tun, denn ihre Großeltern aus Oberhadermark haben sich bei der einstigen Schänke an der Salzach kennengelernt. Offenbar ein berühmter und beliebter Treffpunkt, für Hiesige und Schriftsteller gleichermaßen.

Ortsheimatpfleger Wolfgang Hopfgartner in Raitenhaslach erklärt Details zur Schänke des Most Hans Foto Stadt Burghausen Königseder
Ortsheimatpfleger Wolfgang Hopfgartner in Raitenhaslach erklärt Details zur Schänke des Most Hans Foto Stadt Burghausen Königseder

Das Ende der Ausflugsgaststätte, die zwischenzeitlich von der Familie Pinzinger verkauft worden war, kam schließlich durch ein Hochwasser, wie Wolfgang Hopfgartner vor Ort bei der feierlichen Enthüllung der Tafel erzählt. Insgesamt seien vier Wohnhäuser und die Schänke damals vom Wasser zerstört worden. „Das Wasserwirtschaftsamt hat die Gebäude rausgekauft, damit die rechtmäßigen Eigentümer sich an anderer Stelle oberhalb der Salzach wieder etwas aufbauen konnten. Das Salzach-Museum mit den Schwemmhölzern hatte noch bis in die 1950er Jahre Bestand. Das Anwesen Gries Nr. 18 wurde 1969 abgerissen.“ Damit war es aus für das Ausflugslokal mit der speziellen Wurzel-Ausstellung.

 

Franziska Strebl indes überlegt, ob es nicht möglich wäre, zum 100. Jahrestag des James Joyce Besuchs im Jahr 2028 ein neues „Salzach-Museum“ mit kuriosen Schwemmhölzern ins Leben zu rufen zu Ehren von Johann Pinzinger und seiner Familie. Übrigens gibt es noch eine sichtbare Erinnerung an die Familie Pinzinger: die sog. Pinzinger Kapelle beim Raitenhaslacher Sportplatz.

 

Aufruf von Ortsheimatpfleger Wolfgang Hopfgartner:

Es gab zwei Fähren über die Salzach bei Raitenhaslach eine beim Gries 18 bei Familie Pinzinger und noch eine 250 Meter weiter flussaufwärts bei Familie Hacker. Es ist bekannt, dass Schüler aus Österreich bis zum Kriegsende mit der Fähre übergesetzt sind und in Raitenhaslach in die Volksschule gingen. Leider gibt es bislang keine schriftlichen Belege. Ein altes Zeugnis zum Beispiel mit dem Stempel der Schule aus Raitenhaslach würde schon helfen. Vielleicht kann jemand mit österreichischen Vorfahren aus diesem Bereich im Nachlass oder Privatarchiv forschen und sich dann bei Wolfgang Hopfgartner melden: wolfgang.hopfgartner@burghausen.de oder 08677/3588.

 

Most Hans Pinzinger Ausstellung Salzach Museum Schwemmholz Foto Archiv Wolfgang Hopfgartner
Most Hans Pinzinger Ausstellung Salzach Museum Schwemmholz Foto Archiv Wolfgang Hopfgartner

 

Alle Informationen stützen sich auf den wissenschaftlichen Aufsatz von Stadtarchivarin Eva Gilch aus dem Jahr 2008 im OETTINGER LAND Band 28.

 

Fotos:

Gruppenfoto: Sind stolz, dass James Joyce aus Salzburg zu Besuch nach Raitenhaslach kam, um den Most Hans und sein kurioses Schwemmholz-Museum zu besuchen v.l. Franziska Strebl, Erster Bürgermeister Florian Schneider, Ortsheimatpfleger Wolfgang Hopfgartner, Stadtarchivarin Eva Gilch, Christin Moll Leitung Stadtbibliothek,

 

Fotocredit: Stadt Burghausen/köx

Archiv Hopfgartner

 

1) Siebenköpfige Hydra

2) Der linke Fuß von Kaiser Karl aus dem

Untersberg

3) Ein vorsintflutlicher Mamutschädel

4) Dem Simson sei Ohrwaschl

5) Ein Gamskopf

6) Eine Brillenschlange

7) Ein Fläschchen mit einem Teil der

Ägyptischen Finsternis

8) Das Auge des Gestzes

9) Das Brettl wies manche Leut vor dem Kopf

tragen

10).Eine Kralle vom Tazelwurm

11) Ein Fläschchen Lacarongeist, je mehr man

schüttelt desto trüber wird es

12) Gambskrikl

13) Dem Adam sein Schuhleisten

14) Gehhirnschwundbazillus

15) Dem Mussolini sein Nas´n, wie sie damals angegossen wurde

16) Einen in der Salzach gefangenen elektrischen Zitteral von

110 Volt

17) Ein Holznagel von der Arche Noah

18) Das Nasenbein eines Einhorns

19) Ein Seehund aus der Salzach

20) Ein Meerfräulein aus der Salzach

21) Ein Tomahack

22) Garzellen Geweih

23) Ein Plattfuß

24) Verdrehte Beine eines Charlestänzers

25) Der linke Stockzahn der Bergsennerin von der Hinterstoißer

Alm

26) Ein Stück Seife mit dem die Salzburger den schwarzen Stier

weißwaschen wollten

27) Holznagel von einem Salzschiff

28) Der Kamm mit dem sich die Lorelei ihre roten Borsten

gekämmt hat

29) Ein Schraubenschüssel vom Schmiednatzl von der Ramsau

30) Der Schnellläufer von Hallein

31) Das Herz, das in Heidelberg verlorenging

32) Ein Stiefelchen der schönsten Jungfrau aus dem Salzburgischen

33) Der Pfeil des Wilhelm Tell

34) Ein paar Tropfen echten Salzburger Mauererschweiß,

„eine Rarität“

35) Der Zahn der Zeit

36) Eine Schmiedezange vom Schmiednatzl von der der Ramsau

37) Eine Pistole

38) Ein Klumpfuß

39) Der Schuh eines Staatsbürgers, der allen steuerlichen

Verpflichtungen nachgekommen ist

40) Eine Schweinshaxe

41) Der gordische Knoten

42) Ein vorsintflutlicher Blutegel

43) Eine Weinbergschnecke vom Raitenhaslacher Weinberg

44) Ein junger Walfisch, der alte hat Jonas verschluckt

45) Der Eva ihr Bügeleisen

46) Der letzte Brotwecken aus der Arche Noah

47) Die Keule vom Schmied von Kochl

48) Geldbeutelschwindsuchtsbazillus

49) Eine Königsschlange mit dem goldenen Krönchen

50) Eine vorsintflutliche Fledermaus

51) Der Wanderstab des ewigen Juden

52) Der Stein welcher dem Flieger Köhl vom Herzen fiel,

als er Amerika erblickte

53) Der Bart vom Kaiser Barbarossa

54) Eine Sammlung von schönen und sehr seltenen Steinen aus

der Salzach