Heinrich Wimmer neben der Orgel in der Stadtpfarrkirche St. Jakob am Stadtplatz © Stadt Burghausen/ebh

Heinrich Wimmer neben der Orgel in der Stadtpfarrkirche St. Jakob am Stadtplatz © Stadt Burghausen/ebh


Der Burghauser Organist Heinrich Wimmer spielte schon Konzerte auf der ganzen Welt – Konzert zum Jahresausklang am Silvesterabend 2023 in St. Jakob

Wer an der Kirche St. Jakob am Burghauser Stadtplatz vorbeigeht, kann fast jeden Tag mächtige Orgelklänge aus dem Inneren hören. Denn Heinrich Wimmer übt in der Regel mehrere Stunden am Tag an der großen Orgel. Wimmer ist Organist an der Stadtpfarrkirche St. Jakob und für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste in Burghausen zuständig. Daneben war er mit seinen Konzertreisen schon auf der ganzen Welt unterwegs und nahm zahlreiche CDs auf.

Am Silvesterabend 2023 gibt es die Möglichkeit, Heinrich Wimmer bei einem Konzert in der Kirche am Stadtplatz spielen zu hören. Um 23 Uhr beginnt das Orgelkonzert zum Jahresausklang. Wimmer spielt dabei unter anderem Werke von Franz Liszt, Luigi Mengoni und von Max Reger zum Abschluss des Reger-Jahres zum 150. Geburtstag des Komponisten.

Die Silvesterkonzerte haben eine lange Tradition in Burghausen, seit fast 40 Jahren gibt es sie. 1986 spielte Wimmer das erste Mal kurz vor dem Jahreswechsel ein Konzert in St. Jakob. Das Konzert dauert etwa 45 Minuten, der Eintritt beträgt zehn Euro. Karten gibt es nur an der Abendkasse.

Jede Orgel ist eine Maßanfertigung

Wimmer wurde 1964 in Altötting geboren und begann schon als Jugendlicher die Gottesdienste dort auf der Orgel zu begleiten. Er studierte Kirchenmusik und Musikerziehung in Regensburg und Orgel an der staatlichen Hochschule für Musik in München. 1991 schloss er sein Studium mit dem Meisterklassendiplom ab. „Mit der Orgel hat man eine immense Vielfalt an Stücken, die man spielen kann, vom Barock bis in die Moderne“, erklärt Wimmer. „Außerdem gleicht keine Orgel der anderen, jede ist individuell, weil jede eine Maßanfertigung ist.“

Noch während seines Studiums wird Wimmer 1985 Organist an der Stadtpfarrkirche St. Jakob in Burghausen. Etwa acht Gottesdienste begleitet Wimmer durchschnittlich pro Woche. Der Beruf des Organisten umfasst jedoch nicht nur das Begleiten des Gottesdienstes auf der Orgel, sondern er ist für die gesamte musikalische Gestaltung der Gottesdienste verantwortlich. Ein Organist muss also nicht einfach nur gut Orgel spielen können, sondern sich auch mit Liturgie, Musiktheorie und Musikgeschichte auskennen. Ebenso sind Grundkenntnisse im Orgelbau nötig, um die Orgel stimmen zu können.

Die Orgel in St. Jakob ist noch recht neu. Gleich als Wimmer seine Stelle als Organist antrat, setzte er sich für eine neue Orgel ein, 1986 wurde sie fertiggestellt und geweiht. 3800 Pfeifen umfasst die neue Orgel. Die größte Pfeife ist fast fünf Meter lang und erzeugt mit 32 Hertz einen so tiefen Ton, dass Menschen ihn kaum mehr wahrnehmen können, sondern hauptsächlich fühlen.

Der Innenraum der Kirche St. Jakob am Stadtplatz mit der großen Orgel © Stadt Burghausen/ebh
Der Innenraum der Kirche St. Jakob am Stadtplatz mit der großen Orgel © Stadt Burghausen/ebh

Orgeln werden heutzutage meist anders gebaut und gestimmt als historische Orgeln, man spricht von einer historischen Stimmung. Barocke Stücke klingen deswegen auf einem 300 Jahre alten Instrument anders als zum Beispiel auf dem in St. Jakob. Konzerte, auf denen hauptsächlich barocke Stücke auf dem Programm stehen, spielt Wimmer deswegen lieber in der Wallfahrtskirche Marienberg. Die dortige Orgel stammt noch aus dem Jahr 1769.

Auch die Temperatur bestimmt den Klang. Je wärmer es ist, desto höher klingt eine Orgel, da sich die Pfeifen, die aus Metall oder Holz bestehen, ausdehnen. Aber auch die Kälte im Winter macht Wimmer seine Arbeit nicht leichter. Im Dezember 2023 hatte es fünf Grad in der Kirche, beim Ausatmen bildeten sich Nebelwolken. „Oft braucht es dann eine Weile bis die Finger vom Spielen warm werden“, sagt Wimmer und fügt noch lachend hinzu: „Ich halte mich von allen Mitarbeitern der Kirche am längsten in der Kirche auf. Aber ich habe bis jetzt noch jeden Winter überlebt.“ Neben dem Hocker steht ein Heizlüfter, allzu warm darf Wimmer diesen jedoch aufdrehen, denn dann verzieht sich das Holz.

Er prägt wie kaum ein anderer das musikalische Leben in Burghausen

Ebenfalls schon recht früh am Beginn seiner Zeit als Organist in Burghausen gründete Wimmer eine internationale Orgelkonzertreihe. Wimmer lud andere Organisten nach Burghausen ein oder reiste selbst in die verschiedensten Länder. Hauptsächlich spielte er in ganz Europa, er trat jedoch auch schon im Nahen Osten oder in Asien, zum Beispiel in Hongkong, auf. Viele Stücke von zeitgenössischen Komponisten, die teilweise ihm selbst gewidmet wurden, hat Wimmer bei diesen Orgelkonzerten uraufgeführt.

Wimmer ist auch Regionalkantor des Dekanats Altötting. Als Kantor gibt Wimmer Orgelunterricht und ist allgemein für die Ausbildung von nebenamtlichen und ehrenamtlichen Kirchenmusikern in Altötting zuständig. Außerdem unterstützt er Pfarreien dabei, wenn sie beispielsweise einen Kirchenchor gründen wollen.

36 Jahre lang, bis 2022, war er außerdem Musiklehrer an der städtischen Musikschule. Wimmer prägt wie kaum ein anderer das musikalische Leben in Burghausen und im gesamtem Landkreis und gehört inzwischen zu den renommiertesten Organisten Deutschlands.