40 Jahre Haus der Fotografie auf einem Foto: Elisabeth Bente, seit gut 20 Jahren Mitarbeiterin im Haus der Fotografie, Ines Auerbach, Leiterin des Hauses der Fotografie, Hildegard Fickert, ehemalige Leiterin, und Annegret Weinzierl, seit der Eröffnung viele Jahre lang Mitarbeiterin im Haus der Fotografie

40 Jahre Fotomuseum auf der weltlängsten Burg

 

Das Haus der Fotografie – Dr.-Robert-Gerlich-Museum wird heuer 40 Jahre alt – Anlass genug für einen Rückblick – Saison 2023 startet in wenigen Tagen

 

Burghausen. Eigentlich war Dr. Robert Gerlich Arzt und Geburtshelfer und in den 50er bis 70er Jahren bei den Geburten vieler Burghauserinnen und Burghauser dabei. 1978 war er der Hauptverantwortliche bei einer weiteren Geburtsstunde in Burghausen: Bei der Jahreshauptversammlung der vhs-Fotogruppe stellte er die Idee in den Raum, ein eigenes Fotomuseum in Burghausen zu gründen. 1983 war es dann soweit, das „Fotomuseum“, so der ursprüngliche Name, auf der weltlängsten Burg öffnete seine Tore.

Robert Gerlich war leidenschaftlicher Amateurfotograf und Sammler alter Kameras nebst Fotos. Schon vor der Eröffnung des Fotomuseums hatte er eine beachtliche Sammlung zusammengetragen. Als langjähriger Leiter der vhs-Fotogruppe hatte er über die Jahre viele bekannte Fotografen kennengelernt. Einer davon war Bernd Lohse, der 1983 sogar nach Burghausen zog und maßgeblich am Aufbau des Fotomuseums beteiligt war. Gerlich hatte es unter anderem Bernd Lohse zu verdanken, dass er weltweit Kontakte zu Weltstars der Fotografie und berühmten Sammlern knüpfen konnte.

In das Fotomuseum steckte Gerlich fortan seine ganze Energie. Er besprach sich mit dem Bürgermeister und den Stadträten, um finanzielle Unterstützung zu bekommen und passende Ausstellungsräume zu finden. Die Wahl fiel letztendlich auf den Rentmeisterstock am Burgeingang. Im damaligen Bürgermeister Georg Miesgang und beim Stadtrat Hans Steindl fand Gerlich begeisterte Unterstützer seines Projekts. Auch der Stadtrat stimmte damals einstimmig für das Fotomuseum. Damit das Gebäude auf der Burg bereit für die Ausstellung sein konnte, musste noch einige Arbeiten erledigt werden. „Es war Stress pur und furchtbar staubig und dreckig und alles voller Handwerker“, erinnert sich Annegret Weinzierl, die viele Jahre neben ihrer Arbeit im Stadtarchiv im Fotomuseum mitgearbeitet hat. „Aber Robert Gerlich hatte genau im Kopf, wie das Museum aussehen sollte.“

Am 9. Juli 1983 wurde das Fotomuseum eröffnet. Bei der Eröffnungszeremonie wurde Gerlich die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Burghausen für seine besonderen Dienste verliehen. Zahlreiche Gäste waren zu den Feierlichkeiten gekommen wie der Fotograf Hilmar Pabel oder der Vorsitzende des Vereins Deutscher Lichtbildner, heute die Deutsche Fotografische Akademie.

Auf zwei Stockwerken wird seitdem alles rund um das Thema Fotografie ausgestellt: Die Geschichte der Fotografie, eine umfangreiche technische Sammlung und die Geschichte Burghausens anhand vieler historischer Fotografien. Ein besonderes Ausstellungsstück ist die Weltraumkamera Hasselblad 500 EL/70, mit der Neil Armstrong Fotos von der ersten Mondlandung schoss. Eines der Fotos, mit Widmung von Neil Armstrong selbst, liegt im Archiv des Fotomuseums. Eine über 180 Jahre alte Daguerreotypie-Kamera ist ebenfalls ausgestellt. Die Eröffnung wurde von einem großen Medienecho begleitet, da es damals keine vergleichbare Einrichtung in Deutschland gab. Auch das Fernsehen drehte öfter Beiträge im und auch über das Fotomuseum.

Zu der Dauerausstellung kamen seit 1984 regelmäßig Sonderausstellungen hinzu. Bekannte Fotografen wie Hilmar Pabel, Albert Renger-Patzsch, Thomas Keller, Stefan Moses oder Gunter Sachs stellten schon im Haus der Fotografie aus. 1986 wurde das Fotomuseum vom Planungsverband Südostoberbayern für das qualitative und breite Angebot und die überregionale Bedeutung zum Schwerpunktmuseum ernannt. Die Verbindung von Fotogeschichte, Technik und Sonderausstellungen, die oft modernste Fotografien zeigen, war zu diesem Zeitpunkt einzigartig.

Bis 1998 leitete Robert Gerlich das Fotomuseum. Zu seinen Ehren wurde das Fotomuseum in diesem Jahr in Haus der Fotografie / Dr.-Robert-Gerlich-Museum umbenannt. Im gleichen Jahr erhielt er auch das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Im Sommer 2001 verstarb Gerlich. „Er war ein sehr vielfältiger Mensch und hat die Fotografie geliebt. Und er war ein begnadeter Sammler und Fotograf. Ich konnte sehr viel von ihm lernen“, sagt Hildegard Fickert, die nach Gerlich die Leitung des Hauses der Fotografie übernahm und zu diesem Zeitpunkt schon seit elf Jahr im Haus der Fotografie arbeitete.

Unter der Leitung von Hildegard Fickert setzte sich die Erfolgsgeschichte des Hauses der Fotografie fort. 2002 wurde der Dachboden ausgebaut und eine Dauerausstellung über zeitgenössische Fotografie aufgebaut. Neben Ausstellungen von bekannten Fotografinnen und Fotografen, war Fickert vor allem die Förderung von jungen, noch unbekannteren Fotografinnen und Fotografen wichtig. Regelmäßig gab sie diesen die Möglichkeit in Burghausen auszustellen und so die Entwicklung der Fotografie zu zeigen. Die für sie wichtigste Ausstellung war jedoch eine von August Sander, einem der prägendsten Portrait-Fotografen des 20. Jahrhunderts.

2012 gab Fickert die Leitung an die Kunsthistorikerin Ines Auerbach ab. Auerbach organisiert neben dem Haus der Fotografie auch Kunstausstellungen im öffentlichen Raum, wie in der Studienkirche in der Altstadt. In dem großen Raum der barocken profanierten Kirche werden große, raumumfassende Kunstinstallationen ausgestellt. Seit ein paar Jahren gibt es zudem im Rathaus einen Projektraum, in dem ebenfalls moderne Kunstprojekte realisiert werden.

Am 18. März öffnet das Haus der Fotografie wieder nach der Winterpause mit „Steffen Diemer – Sanftmut in der Natur, eine stille Ruhe“. Diemer, der bis 2013 als Dokumentar- und Kriegsfotograf tätig war, nutzt seit 2011 eine alte Technik der Fotografie, das Nassplatten-Kollodium-Verfahren. Damit schafft er mit den betont schlichten, silber-schwarzen Bildern einen Gegenentwurf zur Aufgeregtheit des digitalen Zeitalters. Ausstellungseröffnung ist am 18. März 2023 um 19 Uhr im Haus der Fotografie.

In der Studienkirche startet am 19. März die Ausstellung „Regen-Wald 2 – ein Leben unter Bäumen“ von Markus Heinsdorff. Der erste Teil der Ausstellung war im Sommer und Herbst 2022 im Haus der Fotografie selbst zu sehen. Heinsdorff beschäftigt sich seit vielen Jahren mit nachhaltiger Kunst und verwirklichte Kunstprojekte auf der ganzen Welt. Seine Kunstinstallationen sind oft eine Mischung aus Kunst, Wissenschaft und Architektur. Ausstellungseröffnung ist am 19. März 2023 um 11 Uhr in der Studienkirche St. Josef.

 

 

Fotos:

40 Jahre Haus der Fotografie auf einem Foto: Elisabeth Bente, seit gut 20 Jahren Mitarbeiterin im Haus der Fotografie, Ines Auerbach, Leiterin des Hauses der Fotografie, Hildegard Fickert, ehemalige Leiterin, und Annegret Weinzierl, seit der Eröffnung viele Jahre lang Mitarbeiterin im Haus der Fotografie

Fotocredit: Stadt Burghausen/ebh