Verena Steiner ist die Klimaschutzmanagerin der Stadt Burghausen. Sie begleitet und berät die Stadt auf ihrem Weg zu einer klimafreundlicheren Entwicklung


„Klimaschutz ist ein ganz zentrales Element in meinem Leben“

 

Seit Jahresanfang sorgt Verena Steiner als Klimaschutzmanagerin dafür, dass Burghausen klimaneutraler wird

 

Burghausen. Obwohl Verena Steiner (33) ihren neuen Job erst seit wenigen Wochen ausführt, wird sie schon sofort erkannt, wenn sie durch die Altstadt radelt. Zum Beispiel von der Leiterin des Maria-Ward-Kindergartens, die die junge Frau am liebsten sofort hineinbeten würde, um über die energietechnische Sanierung des Kindergartens zu sprechen. Aber Steiner muss abwinken, denn der nächste Termin steht schon an.

Die studierte Umwelt- und Bioressourcenmanagerin hat sich einiges vorgenommen als Klimaschutzmanagerin der Stadt Burghausen. In Zusammenarbeit mit allen Abteilungen der Stadtverwaltung wird sie Burghausen auf dem Weg zu einer klimafreundlicheren Zukunft begleiten.  Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert die Stelle im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative für zwei Jahre. Steiner soll nicht nur Beraterin für die städtischen Abteilungen und Institutionen sein, sondern auch Ansprechpartnerin für Bürgerinnen und Bürger. Eine Sprechstunde wird gerade geplant.

Steiner wurde 1989 in Österreich geboren. Heute wohnt sie in Hochburg-Ach, nur wenige Fahrradminuten von Burghausen entfernt. Schon als Jugendliche interessierte sie sich für den Klimaschutz, hat sogar ihre Matura-Arbeit über die Auswirkungen des Klimawandels in Österreich geschrieben. 15 Jahre später ist sie nun die Klimaschutzmanagerin der Stadt Burghausen. Als diese unterstützt und berät sie die einzelnen Abteilungen der Stadtverwaltung. Damit die Ziele, die sich die Stadt mit ihrem Nachhaltigkeitskonzept gesteckt hat, nun auch umgesetzt werden. „Klimaschutz ist ein ganz zentrales Element in meinem Leben und ich versuche das in jeder Hinsicht zu leben. Aus voller Überzeugung“, sagt Steiner auf die Frage, was sie in ihrem Job antreibe.

Bevor sie so richtig loslegen kann, muss sie erst einmal den Ist-Stand dokumentieren. „Ich war wirklich positiv überrascht, wie viel Know-how in den einzelnen Abteilungen da ist. Und es freut mich, jetzt eben an der Umsetzung mitzuarbeiten“, sagt Steiner. Einigen Projekten hat sie sich besonders verschrieben. Zum Beispiel dem Kommunale Energiemanagement. Hier werden die Liegenschaften der Stadtverwaltung hinsichtlich ihres Energieverbrauchs, etwa bei der Heizung, der Lüftung oder der Dämmung, untersucht. Gebäude, die zu viel Energie verbrauchen, werden anschließend saniert, sodass sie weniger CO2 ausstoßen. Viele Gebäude seien schon auf dem neuesten Stand. Einige müssten aber saniert werden, unter anderem die Kita Liebfrauen, bei der das Dach gedämmt werden muss, so Steiner, die selbst eine Zusatzausbildung zur Energieberaterin hat.

Die nachhaltige Beschaffung ist ein weiterer wichtiger Arbeitsbereich. „Jeder Euro, der von der Stadtverwaltung ausgegeben wird, wird analysiert hinsichtlich der Frage, ob das nicht ökologischer, fairer und klimagerechter möglich wäre“, erklärt Steiner. Dafür arbeitet sie vor allem eng mit dem Bauhof und dem städtischen Bauamt zusammen. Beide Abteilungen würden sich hier aber schon viele Gedanken machen, lobt die Klimaschutzmanagerin. Die nachhaltige Beschaffung fängt ganz klein an, zum Beispiel bei fair gehandelten Werbegeschenken oder regionalen Produkten bei der Bewirtung städtischer Veranstaltung. Aber sie beinhaltet auch, dass bei Gebäuden weniger Beton oder Stahl benutzt wird und mehr nachhaltige Rohstoffe wie Holz verbaut werden.

Nachhaltige Mobilität und da besonders das Radfahren, ist ihr ebenfalls wichtig. Selbst ist sie sehr aktiv und fährt so viel wie es geht mit dem Rad: „Radfahren ist ein super Beispiel dafür, wie man selbst und gleichzeitig das Klima profitiert.“ Wenn sie nicht gerade als Klimaschutzmanagerin in Burghausen oder mit dem Rad unterwegs ist, verbringt die Österreicherin viel Zeit mit ihrer Familie. Vor nicht ganz einem Jahr kam ihr zweites Kind auf die Welt. Gerade ist sie mit ihrem Mann dabei, Pläne für ihr Haus zu entwerfen. Aus nachhaltigen Rohstoffen muss es natürlich sein. Und alleine wollen sie auf dem Grundstück auch nicht bauen, denn das wäre ebenfalls alles andere als nachhaltig. Deswegen sei mindestens ein Zwei-Parteien-Haus geplant.

Eine Herzensangelegenheit Steiners ist es, vor allem den Kindern ein Bewusstsein für die Natur und den Klimawandel zu geben. Dazu hat sie schon ein Projekt geplant: Sie will die Wanderausstellung Coole Kids für prima Klima in den Landkreis holen. Die Ausstellung bringt Kindern in vielen interaktiven Stationen den Klimawandel näher und zeigt ihnen gleichzeitig Gestaltungsmöglichkeiten für eine klimafreundlichere Zukunft. Überhaupt sollten sich die Menschen wieder mehr mit der Natur verbinden. Steiner ist selbst regelmäßig in der Natur, sei es beim Wandern, Mountainbiken oder Ski-Tourengehen. „Wie sind jetzt in diese Lage gekommen, weil wir den Bezug zur Natur verloren haben. Wir können uns nicht getrennt von der Natur betrachten“, erklärt sie.

Steiner hat nun zwei Jahre Zeit ein Klimaschutzkonzept für Burghausen zu erarbeiten, wobei eine Verlängerung der Förderung ihrer Stelle von ein bis drei Jahren beantragt werden kann. „Es freut mich besonders, dass ich in dieser Stadt das Klimaschutzmanagement ausüben darf. Hier spielt sich mein Leben ab, deswegen will ich mithelfen, die Stadt klimafreundlicher zu machen“, sagt Steiner. In das Konzept sollen Vorschläge aus allen städtischen Abteilungen einfließen. „Klimaschutz ist ein Gemeinschaftsprojekt, das schaffen wir nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen“, ruft Steiner ihre Kolleginnen und Kollegen zur Mitarbeit auf.

 

Infokasten:

2009 – 2012 Bachelor an der Universität Salzburg in Geographie

2012 – 2016 Masterstudiengang Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der Universität für Bodenkultur in Wien

2015 Assistentin im EU-Büro der Landwirtschaftskammer

2017 – 2019 Managerin der Klima- und Energiemodellregion Nachhaltiges Saalachtal in Weißbach bei Lofer, Österreich

2019 – 2020 Mutterschutz und Elternzeit

2020 – 2022 Projektleiterin Agri-PV in Munderfing, Österreich

 

Erreichbarkeit:
Mo – Fr. vormittags

Umweltamt, Rathaus, 3. Stock
Tel. 08677 887-314
klimaschutz@burghausen.de

 

Fotos:

Verena Steiner ist die Klimaschutzmanagerin der Stadt Burghausen. Sie begleitet und berät die Stadt auf ihrem Weg zu einer klimafreundlicheren Entwicklung