Alzheimer und Spuren der Arbeit
16.09.-28.10.2007
Peter Granser
In Zusammenarbeit mit der 14.1 Galerie Stuttgart präsentiert das Haus der Fotografie zwei Bildserien des in Stuttgart lebenden österreichischen Fotografen Peter Granser, der sich auch mit gesellschaftlichen Tabuthemen wie Alter, Krankheit und Arbeitslosigkeit beschäftigt. Ab 16. September zeigen wir in Burghausen Arbeiten aus den beiden Werkgruppen „Alzheimer“ und „Spuren der Arbeit“.
»Alzheimer«
Das Altern der Gesellschaft, gewöhnlich als demografischer Begriff in den Sozialwissenschaften gebraucht, gehört zweifellos zu den zentralen Herausforderungen moderner Industriestaaten.
Der Anteil älterer Menschen wächst, und damit auch die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken. Bereits sieben Prozent der über 65-Jährigen, in Deutschland sind das eine Million Menschen, sind von Alzheimer-Demenz betroffen und jährlich kommen 200 000 Neuerkrankungen dazu.
Neben Vergesslichkeit, Sprachstörungen, Orientierungslosigkeit und Sinnestäuschungen, gehören auch starke körperliche Beeinträchtigungen, Unruhe, Depressionen und Angstzustände zu den Begleiterscheinungen dieses Krankheitsbildes. An Alzheimer-Demenz erkranken bedeutet den Verlust von Kontrolle und Selbständigkeit, in letzter Konsequenz den Verlust der Identität.
Demenzen sind die Hauptursache für die Entstehung von Hilfs- und Pflegebedürftigkeit sowie für die Notwendigkeit von Pflegeheimen. Das Stuttgarter Gradman-Haus ist ein Modellprojekt für Alzheimer- und Demenzkranke. Peter Granser porträtierte Bewohner dieses Hauses auf eine intensive und bewegende Weise, die immer die Persönlichkeit und nie die Krankheit in den Mittelpunkt stellt.
»Spuren der Arbeit«
Seit Anfang der 90er Jahre ist die Anzahl der von Überschuldung und
Zahlungsunfähigkeit betroffenen Unternehmen in Deutschland stetig
gestiegen. Ende 2005 stellten weit über
39 000 Unternehmen einen Insolvenzantrag. Im Vergleich zu 1993 bedeutet dies eine Steigerung von über 150 Prozent. Von dieser dramatischen Entwicklung sind insbesondere kleine und mittlere Unternehmen betroffen, deren Scheitern meist in aller Stille, jenseits des breiten Medieninteresses vonstatten geht.
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Durch Stillifes verwaister Büros, ausgeräumter Regale und leerer Produktionshallen erfolgt die visuelle Spurensuche ehemals florierender Unternehmen. Ein Einkaufwagen voller Aktenordner wird in diesem Kontext zum Symbol des Ausverkaufs. Da in unserer Gesellschaft nicht nur Einkommen, sondern auch Status und soziale Zugehörigkeit primär über die Erwerbsarbeit verteilt wird, bedeutet Arbeitslosigkeit nicht nur ein ökonomisches Problem, sondern führt häufig auch zu einer Verletzung des individuellen Selbstwertgefühls.
Diese Arbeit legt den Betrachtungsschwerpunkt auf einen kritischen Aspekt des wirtschaftlichen Alltags in Deutschland, der sich auch in Arbeitslosenzahlen widerspiegelt und dadurch wichtige gesellschaftspolitische Fragestellungen aufgreift.
Bildnachweis: Peter Granser "Alzheimer/Spuren der Arbeit"